Eine einfühlsame Begleitung ist sehr wichtig auf deinem Weg zu psychischer Gesundheit. Das heißt, dass du unterstützt wirst, nicht verbessert. Heilung bedeutet nicht, in die Werkstatt zu gehen und repariert zu werden. Heilung entsteht in der Verbindung mit deinem heilen Kern, deinem Innersten.

In der Psychotherapie wie im Leben gibt es diese feine Linie. Sie ist fast unsichtbar und bestimmt doch, was passiert.

Diese Linie ist die Frage, ob wir im Kontakt sind mit dem, was ist.

Es ist leicht, sich vorzustellen, wie etwas sein sollte. Wie du sein solltest. Doch sobald wir das ablehnen, was ist, und es gewaltsam ersetzen wollen mit etwas, das in unseren Köpfen die bessere Lösung wäre, werden wir keine Veränderung bewirken. Oder nur eine Scheinbare.

Heilung bedeutet Ganzwerdung. Und die funktioniert darüber, dass wir uns so annehmen, wie wir sind. Dass wir und die Türen unseres Herzens so weit aufmachen, dass die verloren gegangenen Anteile in uns nach Hause finden. Wenn wir vollständiger werden, wird der Schmerz weniger. Wir werden ausgeglichener, regulierter, erfüllter. Der Raum von bedingungsloser Anteilnahme und Mitgefühl ist das, was wir brauchen, um gesund zu werden.

Mit dem sein, was ist.

Der Raum gehört dir.

Ich habe das große Glück, eine Theapeutin zu haben, die mir respektvoll begegnet, egal was bei mir ist; was ich ich tue, sage, fühle. Die mir als Mensch gegenüber ist mit eigenen Grenzen und Bedürfnissen. Professionell und doch warm.

Ich fühle mich vollkommen sicher. Sie ist liebevoll präsent, so dass sich alles zeigen kann, was da in mir ist. Ich habe noch nicht ein Mal gesprürt, dass sie mich anders haben will, als ich bin.

Wir schauen gemeinsam, was funktioniert in mir und meinem Leben und was nicht. Und gerade weil wir gemeinsam das Terrain meines Inneren neugierig und völlig offen erkunden, finde ich Orientierung. Die Dinge sortieren sich, finden ihren Platz.

Manchmal war es echt heftig. Dissoziation, Entladung, Zittern, Sprachlosigkeit. Auch dann bleibt sie da. Sie lässt mich nicht allein, indem sie es weg machen will.

In der Psychiatrie haben sie oft auf mich eingeredet. Wollten wissen, was los sei und warum. Wollten, dass ich aufhöre, anders bin. Irgendwann sind sie schon gar nicht mehr ins Zimmer gekommen, wenn ich stundenlang geschriehen habe.

Auch sie wollten etwas Gutes für mich. Sie waren gute Menschen mit einer Herangehensweise, die für mich nicht funktioniert hat. Indem sie mich verbessern wollten, haben sie mich allein gelassen.

Ich denke, dass viele Psychiatrie-Erfahrene diese beiden Extreme kennen. Wobei, die Momente von bedingungsloser Annahme in der Therapie sind leider viel zu selten. Aber vielleicht hast du wenigstens eine Ahnung davon, was ich meine. Ich möchte diese Sehnsucht in dir nähren, damit du nicht aufhörst, danach zu suchen. Denn diese Anteilnahme ist das größte Geschenk, das wir Menschen uns machen können. Und du hast es verdient, sie zu erleben.

Somatische Traumatherapie

Diese magischen Momente sind nicht käuflich. Aber die Kräfte und Mechanismen, die sie ermöglichen, kann man durchaus lernen, wenn man sich darauf einlässt.

Mache Psychotherapeutinnen haben diese Gaben intuitiv entwickelt. Wenn du so einen Therapeuten hast, bei dem du dich ganz wohl fühlst, obwohl du auch angemessen konfrontiert wirst, dann freue ich mich für dich.

Wenn du dieses Glück nicht hast - oder noch gar keine Therapeutin gefunden - dann kannst du auch gezielt nach jemandem suchen, der oder die eine der im nächsten Abschnitt genannten Zusatzausbildungen hat. Diese garantiert nicht die Erfahrung bedingungsloser Anteilnahme, denn dafür ist so viel mehr nötig, als eine einfache Fortbildung. Dennoch kann die Ausrichtung der hier gemeinten somatisch orientierten Traumatherapien eventuell eine Annäherung an diesen Raum schaffen.

Diese basieren auf menschlichen Prinzipien wie Respekt, Mitgefühl und Augenhöhe, sowie auf der Anname, dass Präsenz im Moment, Körpergewahrsein und die gegenseitige Resonanz in der Therapie eine wichtige Rolle spielen. Sie vertrauen darauf, dass sich der Körper und die Psyche von innen heraus neu regulieren, wenn wir zulassen was sich zeigt in einem gehaltenen Raum.

Diese auf Präsenz und Gewahrsein fokussierenden Therapien beziehen das Wissen darüber ein, wie unser Körper sich verhält in der Bewältigung einer existenziell bedrohlichen Situation. Denn in einer solchen Situation übernehmen die archaischen Anteile unseres Nervensystems die Kontrolle und schalten das bewusste Denken aus, das in diesem Moment zu langsam wäre.

Statt dessen werden instinkthafte Reaktionen aktiviert, die Kampf oder Flucht bewerkstelligen sollen. Die dadurch zur Verfügung gestellte Energie kann uns zu unerwarteten Höchstleistungen befähigen und tatsächlich das Leben retten. Geling dies, so beruhigt sich auch die Erregung im Körper und er findet wieder in einen ausgeglichenen Grundzustand zurück.

Ist die Bedrohung jedoch zu diffus, so dass keine Reaktion möglich ist, sind weder Kampf noch Flucht erfolgreich oder die Bedrohung chronisch, so bliebt der Körper in seiner extremen Stressreaktion stecken. Das heißt, dass die Aktivierung dauerhaft unter einer Schicht von Betäubung vorhanden ist und durch einen Auslöser wieder voll hervorgebracht werden kann.


“Schlechte” Gefühle, “entgleiste” Gedanken und “schädliches” Verhalten beruhen darauf, dass die Reaktion des autonomen Nervensystems noch in der existenziell bedrohlichen Situation festgefahren ist. Das heißt, dass es eine passende Reaktion zeigt für eine bedrohliche Sitation, die aber längst vorbei ist - nur dass wir das noch nicht im Körper gefühlt haben.

Der Schlüssel ist, das Gewahrsein in unserem bewussten Verstand zu nutzen, um die Aktivität unseres autonomen Nervensystems in Form von Körperempfindungen bewusst zu spüren. Damit können wir die beabsichtigte Bewegung - Kampf oder Flucht - vollends durchlaufen lassen und mit unserem Gewahrsein wieder im Hier und Jetzt ankommen - in Sicherheit.

In der somatischen Traumatherapie wird dem genau dafür Raum gegeben. Das bedeutet, dass die im Körper gehaltene Spannung des Notfallmodus sich auf eine sanfte Art entladen kann, weil wir relatisieren, dass wir längst in Sicherheit sind.

Damit kann das Empfinden von existenzieller Bedrohung, Agitiertheit, Desorientierung, Starre und Taubheit verschwinden. Das Trauma muss nicht länger ausgehalten oder gemanagt werden und schon gar nicht konfroniert. Die Erfahrung integriert sich auf eine Weise, dass der Schmerz sich verwandelt die Gewissheit, am Leben zu sein.

Kognitiv orientierte Therapien wie die kognitive Verhaltenstherapie und teilweise auch die tiefenpsychologisch fundierten Therapien hingegen basieren eher auf mentalen Operationen. Das heißt, dass eine Situation oder eine innere Reaktion analysiert wird, woraufhin soll sie durch Kontrolle und Training verändert werden soll.

Doch das macht nur wenig Sinn, solange wir auf einer Ebene des Spürens im Körper noch nicht begriffen haben, dass wir in Sicherheit sind. Solange die Gefahrenreaktion des autonomen Nervensystems nicht vollständig durchgelaufen ist und wieder abgeschaltet wird, bleibt das rationale Denken sehr eingeschränkt und Lernen ist kaum möglich. Dies könnte ein Grund sein, warum diese Theapien nur eine begrenzete Wirkung entfalten können und mit viel Anstrengung verbunden sind.

Die Orientierung an den körperlichen und emotionalen Aspekten von Trauma und Dysregulation des autonomen Nervensystems plus die auch Anteilnahme udn Gewahrsein beruheende therapeutische Verbindung ist die wirksamste Arbeit, die ich bisher gefunden habe, was natürlich nicht bedeutet, dass sie die einzige ist oder für alle immer richtig.


Was sind diese Methoden?

“Somatic Experiencing” (SE) und das “Neuro Affective Relationship Model" (NARM) beruhen beide auf einer Lösung des Schreckens aus dem Körper. Das, was dir in die Knochen gefahren ist, kann langsam und sicher wieder freigelassen werden. Du regulierst dich wieder. Der Kontakt ist auf Augenhöhe. Das Denken gibt Orientierung, nicht aber die Lösung für den Schmerz. Die Lösung ist das Fühlen und die Entladung der Spannung aus dem Körper, die ganz sanft geschehen kann, wenn sie gut dosiert wird. Damit kommt Veränderung von Innen und ist nicht länger der hilflose Versuch, mit dem Kopf zu kontrollieren oder zu verstehen.

Die Herangehensweise des “Eye Movement Desencitation and Reprocessing” (EMDR) basiert ebenfalls darauf, den Körper zu unterstützen, den Schrecken von Trauma loszulassen. Hierbei wird mit Augenbewegungen gearbeitet. Dadurch wird das Gehirn angeregt, sich neu zu orientieren, was auch bedeutet, die Starre der Schockreaktion zu lösen. Diese Methode kann bei ausreichender Stabilität angewendet werden.

Eine gute Methode, um zu Hause üben zu können, ist die “Trauma Release Exercise” (TRE). Hierbei wird ebenfalls mit den körperlichen Machanismen gearbeitet, die im Falle einer Bedrohungssituation aktiviert und nie wieder deaktiviert wurden. Es ist ratsam, sich hierfür zunächst einen Trainer zu suchen, bevor man es zu Hause anwendet.

Wenn du mehr verstehen möchtest darüber, wie dein Körper traumatische Ereignisse verarbeiten kann, dann empfehle ich dir die Arbeit von Stephen Porges, wunderbar aufgearbeitet von Deb Dana. Weitere Buchempfehlungen und Videos findest du unten.

Es gibt daneben weitere körperorientierte Therpieverfahren wir die biodynamische Therpie oder Therpieansätze nach Wilhelm Reich. Ebenso können ergänzend und bei ausreichende Stabilität spezielle Ansätze wie die Arbeit mit vorgeburtlichen Erlebnissen äußerst hilfreich sein.

Und wie soll das gehen?

Das ist eine gute Frage. Denn viele Menschen warten Monate, um überhaupt einen Therapieplatz zu bekommen. Und dann das noch alles berücksichtigen? Hier ein paar Gedanken von mir dazu:

  1. Wenn du einen Therapieplatz hast, ist das super. Zumindest regelmäßig mit einer unbeteiligten Person sprechen zu können ist meist eine gute Sache. Und ich lade dich ein, dass du das, was du hier gelesen hast, auf deine Therapie anzuwenden und zu reflektieren. Vielleicht kannst du sogar mit deinem Therapeuten darüber sprechen. Es kann aber auch sein, dass du durch das hier Gelesene mehr Unstimmigkeiten wahrnimmst. Entweder nimmst du diese einfach hin als Abstriche und wägst ab, ob die Vorteile der Therapie noch überwiegen. Oder du triffst die Entscheidung, dass du etwas ändern möchtest. Wirkliche Konsequenzen zu treffen würde ich empfehlen in Apsrache mit weiteren Personen, denen du vertraust und diese nicht spontan zu treffen.

  2. Wenn du die finanziellen Möglichkeiten hast, dann kannst du dir zusätzlich zu deiner Psychotherapie oder als Überbrückungsmöglichkeit private Sitzungen in den genannten Methoden buchen. Diese ersetzen in der Regel keine Therapie mit einer psychologischen Psychotherapeutin, können diese aber gut ergänzen, in Absprachte mit deiner Therapeutin.

  3. Ebenso kannst du nach psychologischen Psychotherapeuten suchen, die eine hier genannte Ausbildung als Zusatz absolviert haben und einen Kassensitz haben über den sie abrechnen können. Manchmal gibt es aus Selektivverträge, wo die Therapie von einer bestimmten Krankenkasse übernommen wird. Dann kannst du zu dieser wechseln.

  4. Auch gibt es einige Übungen, die du erlernen kannst, die im Alltag hilfreich sein können, sowie Onlinekurse und Bücher zu den Themen, die dich auch mit einem selbstständigen Üben weiterbringen können (siehe unten und unter dem Stichwort Gemeinschaft auf dieser Seite).

Bücher

Peter Levine: “Sprache ohne Worte” Überblickswerk,
Vom Trauma befreien” Übungsbuch incl. CD

Stephen Porges: “Die Polyvagaltheorie und die Suche nach Sicherheit

Deb Dana: “Der Vagusnerv als innerer Anker


The Wisdom of Trauma.

Es gibt einen schönen Film über die Weisheit von Trauma. Aus meiner Sicht fehlt die Bedeutung der körperlichen Faktoren, doch der Aspekt der Bedeutung eines traumatischen Erlebnisses für einen Menschen und die wundersame Wirkung der Anteilnahme wird deutlich.

Was ist Trauma?

Bessel van der Kolk ist ein Pionier der Forschung zu Trauma. Er hat unzählige Patientinnen dun Patienten begleitet und Studien durchgeführt. Als an der Harvard Universität in den USA ausgebildeter Arzt kommt er aus dem Herzen des westlichen medizinischen Denkens und hat doch immer das Herz - und damit das Wohl der Patienten - an die erste Stelle gesetzt.

Alle diese Videos sind auf englisch. Leider gibt es keine deutschen Videos in vergleichbarer Qualität. Du kannst dir Untertitel einstellen und sie auf deutsch übersetzen lassen.

Traumatherpapie revolutioniert.

Peter Levine hat einen riesigen Beitrag geleistet durch die Entwicklung seiner therapeutischen Methode “Somatic Experiencing” (SE). Hiermit kann Traumatisierung nicht nur effektiv, sondern dabei auch sanft gelöst werden. Eine Erlösung für alle Betroffenen.

Trauma kommt von Traum.

Ein Trauma entsteht, wenn unser autonomes Nervensystem, das uns in lebensbedrohlichen Situationen schützt, seine Reaktion auf eine Bedrohung nicht vollenden kann. Das heißt, dass das Trauma ein integraler Bestandteil unserer Überlebensinstinkte ist. Das heißt, wenn wir es lösen, dann kann unser lebendiges Wesen wieder mit der Welt interagieren. Stephen Porges und Gabor Maté sind zwei Experten auf dem Gebiet, diese Prozesse zu erklären und wirksam in einem therapeutischen Setting umzusetzen.

Entwicklungstrauma.

Bei Trauma denken wir oft an Unfälle oder Gewalterfahrungen. Doch auch Beziehungsabbrüche, chronische Unsicherheit und tiefe Angst in nahen Beziehungen kann uns traumatisieren; insbesondere in der Kindheit. Laurence Heller hat den Anstatz von Peter Levine angewendet auf dieses Gebiet und eine sehr gute Ergänzung für die Psychotherapie geschaffen, die helfen kann, Entwicklungstrauma zu überwinden.

Eye Movement Desenzitation and Reprocessing.

Eine weitere Traumatherapeutische Methode, die unter Einbeziehung des Körpers Trauma löst. Sie gilt als sehr effektiv und ebenfalls sanft, jedoch ist eine gewisste Stabilität eine wichtige Voraussetzung.

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